Es ist fast so weit
Viele Motorradfahrer fiebern dem Saisonstart entgegen
Die Tage sind gezählt, die erste Ausfahrt rückt näher. Was für ein Gefühl! Doch die Freude will sich nicht so richtig einstellen, denn: Wird das Motorrad starten? Und: Passt die Lederkombi noch?
Mit der Technik auf Kriegsfuß
Viele Motorradfahrer sind Technik-Freaks, sie kennen alle Tipps und Kniffe, wie man das eigene Motorrad für die Saison wieder fit macht. Dazu kommen unzählige Internet-Blogs und Foren, wo die ausführlichsten Empfehlungen zu finden sind (u.a. auf der ADAC-Homepage).
Aber: Wie kann ein „Minimal Check“ für diejenigen aussehen, die mit der Technik etwas auf Kriegsfuß stehen? Gerade sie sollten die eigene Maschine vor der ersten Ausfahrt etwas kritischer begutachten:
Wie sieht das Motorrad aus? Ist irgendwo Flüssigkeit ausgelaufen? Sind die Bremsen noch ok (Bremsbelagstärke, Bremsflüssigkeit)? Was ist mit den Reifen? Luftdruck und Profil ok? Keine Beschädigungen?
Auch Motoröl, sämtliche Flüssigkeiten und Kette (Spannung, Fettung) bitte kontrollieren. Sollte beim Starten des Motorrades die Batterie zu schwach sein nicht lange weiter das Anlassen versuchen, sondern Starthilfe (z.B. vom ADAC) holen. Ist dann die Maschine gestartet, sollte die Elektrik kontrolliert werden (Fahr- und Bremslicht, Blinker...). Nach dem Losfahren kurz die Bremse betätigen, um ihre Funktion zu überprüfen. Dann ab zur Tankstelle: Luftdruck checken. Doch wie geht das alles? Ganz einfach: einen Blick in die Bedienungsanleitungen werfen und sich mit den erklärten Kontrollen vertraut machen.
Im Übrigen sollten die besagten Kontrollen laut ADAC-Empfehlung regelmäßig und nicht nur zu Beginn der Saison durchgeführt werden. Mein persönlicher Rat: Die Überprüfung der Bremsen und Reifen ist für die Verkehrssicherheit das Wichtigste: je öfter, desto besser.
Fit zum Motorradfahren?
Die Indoor-Aktivitäten der letzten Monate (Essen, Fernsehen) haben ihre Spuren hinterlassen und die Lederkombi ist möglicherweise zu eng geworden. Wenn die Pfunde purzeln sollen mangelt es auch in diesem Fall nicht an Experten, die wissen, was zu tun ist.
Aber: Bin ich dann fit zum Motorradfahren, wenn ich in die Lederkombi wieder hineinpasse?
Gute Frage.
Das Motorradfahren ist Konzentrations- und Koordinationssport. Die körperliche Anstrengung hängt davon ab was man mit seiner Maschine anstellen will und welchen Motorradtyp man hat. Ein unkonzentrierter Motorradfahrer auf dem Weg zur nächsten entfernten Eisdiele lebt gefährlich, selbst wenn sein Mopped eine bequeme, mit allen technischen Finessen ausgestattete Maschine ist. Zu spät reagiert, schon passiert!
Auf alle Fälle gilt: Fit sein ist immer von Vorteil. Wenn der Körper müde oder träge ist, fällt es dem Fahrer schwer, sich zu konzentrieren. Er sollte sich fragen: Bin ich nach der Winterpause erfahrungsgemäß immer so locker und souverän auf dem Bike wie am Ende der letzten Saison? Verkrampfen meine Schulter oder meine Beine rasch beim Fahren? Und, und und...
Eine ausgewogene Mischung zwischen Ausdauer-, Koordinations- und Krafttraining wird dem „Normalo-“ Motorradfahrer helfen, sich auf der eigenen Maschine wieder schneller heimisch zu fühlen: Ein Ausdauertraining stärkt das Herz-Kreislauf-System, so dass der Fahrer für einen längeren Zeitraum konzentrierter und leistungsfähiger bleibt. Mit der Optimierung der Koordination soll erreicht werden, dass Abläufe genauer und dadurch mit weniger Kraft ausgeführt werden – die Feinmotorik verbessert sich. Eine kräftigere Muskulatur ist in vielerlei Hinsicht von Vorteil: Sie kann die Belastung bei Stürzen etwas abmildern und Haltungsfehlern entgegenarbeiten. Und: Beim Krafttraining kann man auch gezielt die Muskeln trainieren, die bei den verschiedenen Motorradtypen unterschiedlich belastet werden. Also: Früh anfangen mit der Fitness-Kur, die Winterpause ist noch nicht zu Ende.
Bin ich ein „Normalo“ oder was? Richtig: Menschen sind so unterschiedlich, dass es unmöglich ist, Aussagen zu treffen, wie ein allgemeines Training genau aussehen soll. Jeder Motorradfahrer muss den für sich geeigneten Fitness-Plan erarbeiten, am besten mit Hilfe eines erfahrenen Fitnesstrainers.
Und dann müsste die Lederkombi auch wieder passen.
Copyright © Alberto Salvagnini, 2011