Ciao meine Liebe
Harte Zeiten für viele Motorradfahrer.
Doch der Abschied ist nur auf Zeit
Unglaublich, aber wahr! Die Motorradsaison ist zu Ende und für viele Biker bricht die Zeit des Entzugs an: Wer ein Saisonkennzeichen hat, muss das geliebte Motorrad nun in den Winterschlaf schicken. Aber auch das unwirtliche Wetter und die schwierigen Straßenverhältnisse zwingen die meisten Motorradfahrer zu einer Winterpause. Somit steht bei vielen die leidige Frage auf der Tagesordnung: Wie motte ich mein Bike am besten ein?
Für die Technik-Freaks unter den Motorradfahrern ist dies eine einfache Aufgabe. Sie versorgen ihr Motorrad sehr gewissenhaft. Denn sie können das. Mit Checklisten, die sie penibelst abarbeiten, präparieren sie ihre Maschine perfekt für deren undankbarsten Einsatz, den Winterschlaf. Übrigens: Eine ausführliche Liste mit Tipps und Informationen darüber, wie man sein Mopped (nicht nur) für die dunkle Jahreszeit herrichten kann, findet man unter www.ifz.de -> Tipps & Tricks -> Winter-Checkliste.
Aber was soll der „Normalo“-Motorradfahrer tun, wenn es ihm am Technik-Verständnis hapert bzw. wenn er es lieber einfach und bequem haben will? Wie also sollte eine Mini-Checkliste aussehen, in der alle wesentlichen Aspekte der Wintervorbereitung aufgeführt sind?
Wichtig: die Pflege der Batterie
Wird für Motorräder die Wintersaison eingeläutet, ist die Pflege der Batterie ein äußerst wichtiger Punkt. Da kommt schnell die ein oder andere Frage auf: Soll ich die Batterie ausbauen? Oder soll ich sie während der kalten Jahreszeit ab und zu aufladen? Doch da fangen die Probleme schon an: Bei manchen Motorrädern ist die Batterie so „verbaut“, dass sogar ein direktes Anschließen an ein Ladegerät zu einer Fummelei ausartet. „In so einem Fall kann es sich lohnen, eine zweipolige Steckdose einbauen zu lassen, und das gilt nicht nur für BMW-Maschinen“, sagt Joachim Lohmeier. Er muss es wissen: Joachim Lohmeier ist Zweiradmechaniker und betreibt die BMW Motorradwerkstatt Lüneburg, kurz BML. „Das Einbauen einer Steckdose ist natürlich nicht notwendig, wenn die Batterie leicht zugänglich ist und sich mit kleinen Krokodilklemmen kurzschlussfrei anschließen lässt“, berichtet Lohmeier und fährt fort: „Ansonsten ist die Steckdosen-Lösung eine sehr einfache und bequeme Angelegenheit, da ein Frischhaltegerät den ganzen Winter über angeschlossen bleiben kann. Quasi das Rundum-sorglos-Paket. Aber bitte bedenken, dass bei modernen BMW-Motorrädern mit CAN-Bus-Technik die vom Werk eingebaute Steckdose nach kurzer Zeit weggeschaltet wird. Für diese Modelle braucht man ein CAN-Bus-fähiges Ladegerät“, fügt der erfahrene Motorrad-Mechaniker noch an.
Fakt ist: Man lernt nie aus. Einen Profi zu fragen, ist immer von Vorteil.
Bevor die Maschine abgestellt und eventuell angeschlossen wird, gilt es aber noch weitere Maßnahmen zu ergreifen.
Der Schmutz muss weg
Schmutz fördert die Korrosion, daher sollte das Motorrad vor dem Einmotten gründlich gewaschen werden. Schwamm und Eimer sind dabei besser als ein Hochdruckreiniger. Bei Letzterem besteht die Gefahr, dass Dichtungen, Lager und Plastikteile (etwa Steckverbindungen) beschädigt werden. Wer das Mopped unbe-dingt mit einer dicken Wasserpistole bearbeiten möchte, sollte dies aus einer größeren Entfernung tun. Zu einer gründlichen Wäsche gehören: ein guter Motorrad-Reiniger, ein Schwamm und viel, viel Wasser. Optimal ist es, die unterschiedlichen Oberflächen der trockenen Maschine (Lack, Plastik, Chrom etc.) anschließend mit einem jeweils geeigneten Pflegemittel zu behandeln. Positiver Nebeneffekt: An einer sauberen Maschine lassen sich Undichtigkeiten gut erkennen, was spätestens dann wichtig ist, wenn das Bike im Frühjahr wieder in Betrieb genommen wird.
Wer ein Motorrad mit Stahltank hat, sollte diesen randvoll mit Kraftstoff füllen, denn auch Luft im Tank begünstigt Korrosion – diesmal von innen. Bei Alu- oder Plastik-Kraftstoffbehältern gilt das Gegenteil: Bitte den Tank entleeren. Älterer Kraftstoff büßt etwas von seiner Zündfähigkeit ein.
Steht demnächst ein Ölwechsel an, empfiehlt es sich, diesen vor Einbruch des Winters durchführen zu lassen. Zur Veranschaulichung zeigt Joachim Lohmeier mir Teile eines Motorgehäuses: „So sieht es aus, wenn sich Ablagerungen im Motor festgesetzt haben. Ich empfehle: frisches Öl einfüllen, kurz fahren, Maschine einmotten. So kann sich das neue Öl überall im Motor verteilen. Schmutzpartikel im Öl – z.B. Rußreste –, die sich setzen und am Motor festkleben können, sind nach einem Ölwechsel nicht mehr vorhanden“, erklärt mir der Technik-Profi.
Eine andere simple, aber wichtige Maßnahme betrifft den Umgang mit den Reifen. Lohmeier: „Es ist gut, wenn der Reifenluftdruck während der Standzeit etwas erhöht wird. Schon 0,2 Bar mehr reichen aus. Oder man nimmt gleich den Luftdruck, der für eine voll beladene Maschine vorgesehenen ist.“ Diese Idee finde ich persönlich sehr gut. Anstatt zu rechnen, muss ich mir nur etwas merken, was ohnehin wichtig ist: den richtigen Luftdruck für eine Fahrt mit Sozius und Gepäck.
Ich stelle fest, dass das Thema Reifen für Joachim Lohmeier sehr relevant ist, denn er legt nach: „Am liebsten würde ich die Reifen während einer längeren Standzeit entlasten. Reifen verlieren mit der Zeit eher etwas Luft und es könnte passieren, dass sie dadurch einen ‚Standschaden‘, also eine platte Stelle, bekommen. Optimal ist es, das Motorrad auf den Hauptständer zu stellen und etwas unter den Rahmen zu schieben – eine kleine Kiste z. B. – sodass beide Räder keinen Kontakt mehr mit dem Boden haben. Wenn kein Hauptständer vorhanden ist, sollte man den Hobel ab und zu einmal hin- und herschieben, um die ‚Stehstelle‘ zu wechseln.“
Dies sind die wesentlichen Punkte, wenn es ans Einmotten des Motorrads geht. Eine gründlichere Überprüfung, insbesondere von sicherheitsrelevanten Teilen, würde ich persönlich immer einem Profi überlassen. Am besten zum nächsten Saisonstart.
Das geliebte Bike wird es gut haben in der warmen Garage. Gehegt und gepflegt, braucht es nur noch eine Plane, die den Schmutz fernhält. Und dann heißt es: Abschied nehmen. Doch es ist nur ein Abschied auf Zeit, denn: Die nächste Motorradsaison kommt bestimmt!
Copyright © Alberto Salvagnini, 2011